Iya-Tal im Herzen der Insel Shikoku (2024)

Region:四国 Shikoku
Präfektur:徳島 Tokushima
RangIya-Tal im Herzen der Insel Shikoku (1)
Name wird eigentlich „SO“ gelesen und bedeutet „Vorfahre“, (YA, tani) bedeutet schlicht und einfach „Tal“. Die Lesung ist sehr ungewöhnlich – wer das Tal nicht kennt, kann den Namen nicht richtig lesen. Der Ursprung ist nicht ganz geklärt – möglicherweise wurde der Ort früher „Oya“ lesen (und „oya“ bedeutet auch „Eltern“), vielleicht wurde das „I“ früher auch mit „井“ geschrieben, was „Brunnen“ bedeutet. Das Tal galt früher als Ort der Seelen der Ahnen – möglicherweise wurde deshalb das Schriftzeichen ausgetauscht, um so aus dem Namen das „Tal der Ahnen“ werden zu lassen.
LageDas Iya-Tal liegt im Westen der Präfektur Tokushima. Nur rund zehn Kilometer weiter westlich befindet sich die berühmte Oboke-Schlucht. Die Präfekturhauptstadt Tokushima ist knapp 120 Kilometer entfernt – Kōchi hingegen nur gute 70 Kilometer und Takamatsu rund 90 Kilometer.
  • Beschreibung
  • Kazura-Brücke
  • Hinoji-Tal
  • Anreise
  • Übernachtung
  • Leserkommentare

In Japan liebt man Dinge wie die „Top 3“ oder „Top 100“ – so gibt es zum Beispiel die sandai秘境hikyō – die „3 verstecktesten/am wenigsten erschlossenen Ecken“. Die Wahl bezieht sich dabei auf die 4 Hauptinseln Japans, denn so ziemlich alle der vielen Tausend Inseln Japans sind ziemlich versteckt und wenig erschlossen. Diese drei Orte sind:

  1. Shirakawagō in der Präfektur Gifu
  2. Shiiba in der Präfektur Miyazaki
  3. Iya-Tal in der Präfektur Tokushima

Abgelegen sind alle drei Orte in der Tat – man muss durch hohe Berge und tiefe Täler fahren, um die Ortschaften zu erreichen. Shirakawago ist heute sehr gut erschlossen – und auch bei ausländischen Touristen sehr beliebt. Shiiba ist in der Tat sehr abgelegen und mühsam zu erreichen – und wenig bekannt. Das Iya-Tal wiederum ist relativ gut erreichbar.

Das Tal selbst wird 祖谷渓 (Iyakei, auch Iyadani) genannt und gehört zur Stadt 三好Miyoshi. Hier fließt der Iya-Fluss, ein Nebenfluss des Yoshino-Flusses, durch ein rund 10 Kilometer langes, V-förmiges Tal mit teils mehrere hundert Meter hohen, sehr steilen Bergwänden. Der Grund der Schlucht im Iya-Tal liegt bereits über 1,000 m über dem Meeresspiegel – was bedeutet, dass die Gegend im Winter schnell mal zugeschneit ist.

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Der Iya-Fluss entspringt am Tsurugisan, mit 1955 Metern der höchste Berg der Präfektur Tokushima und der zweithöchste Berg der Insel Shikoku. Tsurugi-san. Dramatischer ausgedrückt ist er sogar der zweithöchste Berg Westjapans. Zudem gehört er zu den 100 berühmten Bergen Japans, und das will was heißen, denn in Japan gibt es viele tausend interessante Berge.

Die Felswände der Iya-Schlucht sind 80 bis mehrere hundert Meter hoch – sehr viel Platz ist dort nicht zum bauen, und dennoch siedeln hier seit vielen Jahrhunderten Menschen. Heute sind es rund 2’000 Einwohner, wobei die Gegend ein starkes Problem mit dem Bevölkerungsrückgang hat.

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Iya-Kazura-Brücke 祖谷のかずら橋

Etwas abseits vom Ortszentrum steht die Kazura-Bashi. „Kazura“ ist vor allem unter dem Namen „Kuzu“ bekannt – eine Pflanzenart aus der Familie der Schmetterlingsblütler. Diese krautige Pflanze gedeiht hervorragend in Gegenden mit milden Wintern und viel Regen – sie braucht auch keine guten Böden, da sie Stickstoff aus der Luft aufnehmen kann. Kuzu ist sehr verbreitet in Japan – und gefürchtet, denn die Ranken können bis zu 20 m pro Jahr wachsen und damit leicht ganze Bäume ersticken.

Aus Planken und aus den Ranken dieser Pflanze hat man im Iya-Tal die sogenannten Kazura-Brücken gebaut – davon gab es früher mehr als ein Dutzend im Tal, wobei diese Hängebrücken bereits im 17. Jahrhundert in den Chroniken erwähnt werden. Diversen anderen Geschichten zufolge soll es sie sogar schon seit mehr als 1500 Jahren geben, was durchaus möglich ist. Heute ist nur noch eine Brücke übrig, und die wird im Schnitt von über 300,000 Besuchern pro Jahr besucht, weshalb sie alle drei Jahre lang erneuert werden muss.

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Da die Brücke recht schmal und die Zahl der Menschen, die sie gleichzeitig betreten dürfen, begrenzt ist, darf man sie nur von einer Seite her überqueren – nachdem man 550 Yen pro Person bezahlt hat. Belohnt wird man mit einer sehr wackeligen Angelegenheit – die 45 Meter lange Brücke schwankt bei jedem Schritt enorm, und durch die eher zufällig aneinandergereihten Bretter sieht man in rund 14 Meter tiefe den rauschenden Iya-Fluss mit seinem glasklaren Wasser. Für Menschen mit Höhenangst ist diese Sehenswürdigkeit auf jeden Fall eine Herausforderung.

Auf dem Weg zur Brücke, sie liegt knapp 10 Minuten zu Fuß vom Parkplatz und der Bushaltestelle entfernt, gibt es ein paar kleinere Imbißbuden, Restaurants und Souvenirläden. Dort kann man unter anderem Ayu probieren, ein kleiner, aber sehr schmackhafter Flussfisch, der über Holzkohle gegrillt und am Spieß serviert wird.

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Fährt man gut 3 Kilometer vom Zentrum des Tals die Iya-Schlucht entlang Richtung Norden, kommt man zu einem Aussichtspunkt, von dem man einen wunderschönen Blick auf die Hinoji-Schlucht hat. „Hi“ ist eine der japanischen Silben, und diese Silbe wird im japanischen Hiragana-Alphabet wie im grauen Kästchen rechts geschrieben.

„No“ ist ein Genitivpartikel, bedeutet hier also „von“, und „ji“ bedeutet (Schrift)zeichen. Man braucht nicht viel Phantasie, um zu erkennen, was hier gemeint ist: In seinem tiefen Tal mäandert hier der Iya-Fluss durch die Berge, und das sieht von oben aus wie das Zeichen „ひ“. Der Anblick ist wirklich wunderbar und von rauher Schönheit – schließlich sieht man von oben wirklich keinerlei andere Wege, Bauwerke, Stromleitungen und dergleichen – nur einen glasklaren Fluss in einem Schotterbett, der sich tief in die Berge gefräst hat.

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Fährt man von dem Aussichtspunkt noch einmal rund 3 Kilometer weiter nach Norden, traut man seinen Augen kaum: Da steht doch tatsächlich eine Nachbildung der berühmten Brüsseler Sehenswürdigkeit – der 祖谷Iyakei小便shōben小僧kozō. Doch was sucht der pinkelnde Junge an diesem malerischen Ort?

Die kleine Statue steht auf einem Felsvorsprung – dahinter geht es rund 200 m steil bergab zum Tal der Schlucht. Laut lokaler Überlieferungen war es früher eine Mutprobe für die Kinder der Gegend, aber auch für Wanderer und andere durchziehende Reisende, sich auf den Felsvorsprung zu wagen und von dort zu entleeren. Und so beschloss ein Bildhauer, 1968 diese Statue zu schaffen und aufzustellen. Natürlich ist der pinkelnde Junge heute als Photostopp ein Muß und sehr beliebt.

Besonders schön ist die Gegend rund um die Schlucht im Herbst, wenn die Bäume ihre Farbe ändern, aber auch im Frühjahr/Frühsommer, wenn saftiges Grün in allen erdenklichen Schattierungen leuchtet. Doch die Schlucht ist so spektakulär, das eigentlich jede Jahreszeit einen Besuch rechtfertigt.

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Anreise

Eine Bahnlinie gibt es nicht im Iya-Tal — wer kein eigenes Fortbewegungsmittel hat, ist deshalb auf Bus oder Taxi angewiesen. Am schnellsten erreichbar ist Iya von Oboke – dort halten alle Züge der JR-Dosan-Linie, welche die Stadt Kōchi im Süden der Insel mit dem Rest der Insel (und des Landes) verbindet. Vom Bahnhof Oboke fahren im Schnitt 7 Busse pro Tag nach Iya. Die Fahrt dauert eine knappe halbe Stunde. Mehr zur Anfahrt mit dem Zug siehe Anreise nach Oboke.

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Übernachtung

Im Iya-Tal gibt es zahlreiche Onsen (heiße Quellen) — und damit auch einige Hotels, die ihre Gäste mit Onsen verwöhnen. Ein ganz besonderes Hotel befindet sich rund 5 Kilometer abseits des Zentrums und quasi nur eins, zwei Kurven vom oben erwähnten Manneken Pis entfernt – das
Wano宿yado ホテルhoteru祖谷Iya温泉onsen – die „japanische Herberge Hotel Iya-Onsen“. Das besondere: Im Hotel selbst gibt es ein Onsen mit schönem Blick über die Schlucht, und zusätzlich gibt es eine Zahnradbad, die rund 170 Meter in die Tiefe bis zum Grund der Schlucht fährt – dort befindet sich dann ein 露天roten風呂buro – ein Onsen unter freiem Himmel. Ein Hochgenuß, und nebenbei kann mir hier auch das glasklare Wasser des Flusses bewundern.

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Für eines der schönen Zimmer im Hotel sollte man rund 45’000 Yen oder mehr einplanen (gute 300 Euro) — das Onsen akzeptiert allerdings auch Tagesbesucher.

Das Iya-Onsen dieses Hotels (genauer gesagt das Außenbad) zählt übrigens zu den Sandaihi – zu den 3 wildesten/unerschlossensten heißen Quellen. Das will etwas bedeuten in Japan, einem Land mit tausenden und abertausenden heißen Quellen. Die anderen beiden befinden sich übrigens in Niseko auf der Insel Hokkaido (diese Quelle ist jedoch seit 2014 geschlossen) sowie in Yachi/Towada in der Präfektur Aomori.

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Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

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FAQs

Is shikoku worth it? ›

But it's got a fair amount worth the draw: The historic Ritsurin Garden, one of the largest strolling parks in all of Japan; gorgeous hills overlooking the Seto Inland Sea; a buzzing but not-so-overcrowded downtown with long arcades full of shops and nightlife; easy access to the mainland via a rare Shikoku-to-Honshu ...

Why is Shikoku special? ›

Surrounded by the tranquil Seto Inland Sea and the dynamic Pacific Ocean, Shikoku has everything a traveler could wish for: seas, mountains, rivers, delicious food, traditional culture, and a long and fascinating history.

How much is a Shikoku puppy? ›

The Shikoku tends to be a hardy dog and while there have been relatively few documented instances of health problems, not all issues can be screened for yet. A total bill for the puppy and shipping fees may range between $3,000-$6,000 or even more, depending on dog quality, shipping and/or applicable import fees.

Is Shikoku underrated? ›

Many tourists have never even heard of Shikoku. But this island, known for its natural beauty and famous Buddhist pilgrimage, is well worth the detour. Here are some places to check out if you go. IYA VALLEY Whether you're looking for luxury and rejuvenation or thrills and spills, you'll find it at Iya.

What percentage of Japan's population lives on Shikoku? ›

It is 225 km or 139.8 mi long and between 50 and 150 km or 31.1 and 93.2 mi at its widest. It has a population of 3.8 million (as of 2015, 3.1%), the least populated out of Japan's four main islands. It is south of Honshu and northeast of Kyushu.

What is a fun fact about Shikoku? ›

Shikoku was only joined to the main island of Japan by a bridge in 1988. Before then, the only way to get to Shikoku was by ship. Today three bridge systems connect Shikoku and Honshu, between Hiroshima and Ehime, Okayama and Kagawa, and Hyogo and Tokushima.

What is the best time to visit Shikoku? ›

The Shikoku Pilgrimage is at its best in spring and autumn. The best time to visit is from mid-March to the end of May and from early October to the end of November. Temperatures are pleasant and humidity is low.

How many days do you need for Shikoku? ›

Different Styles of the Shikoku Pilgrim

This will take about 6 weeks (average 30km/day) and cost about 400,000 yen. This is the most traditional way, but it takes the most time and money. Charted bus: This will take 9-12 days and cost about 250,000 yen.

Has anything historical happened on Shikoku? ›

Despite its relative isolation, Shikoku has produced numerous talented people who carved out a place in the history of Japan and the wider world. Kukai - Kukai was a Buddhist monk, born in Shikoku, known for founding the Shingon and credited for establishing the Shikoku Pilgrimage.

Is Shikoku dog rare? ›

The Shikoku dog is a rare breed both around the United States and in Japan. This dog is reminiscent of the Akita and the Shiba Inu, both spitz-type dogs originating in Japan. The Shikoku dog is loyal, alert, and active, and this breed tends to have a streak of stubbornness about them.

Do you need a car in Shikoku? ›

Access: although renting a car is the most common way of traveling, there are public transportation options. Take a train from Kochi Station to Susaki Station (around 40 minutes), and switch to a bus which will take you to Yusuhara in about one hour.

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